„Alle haben gleich Ja gesagt“, strahlt Ieva Künkele, als sie von ihrer Idee des „Lebendigen Adventskalenders“ erzählt. Dass sie die Premiere dann doch kurz vor dem Start absagen musste, habe an der steigenden Corona-Gefahr gelegen. „Zwei G plus, das zu kontrollieren, konnte ich nicht sicherstellen. Deshalb musste ich die Aktion schweren Herzens abblasen“.
Die Entscheidung sei ihr nicht leichtgefallen. Einen Tag lang habe sie getrauert. Ihre Enttäuschung teilen viele Altenbrucher, die sich schon au das Event gefreut hatten. An jedem Tag im Advent hätten sich die Menschen bei jeweils einem neuen Gastgeber im Ort zu einer gemütlichen Runde zusammenfinden können. Wer mag hätte Glühwein und Kekse angeboten, ohne Eintritt und ganz unverbindlich. „Ich wollte damit ein bisschen mehr Gemeinschaft stiften“, sagt die 44-jährige und schaut dabei ihren Ehemann André an, der bei den Vorbereitungen ein wenig geholfen hat. Die Holztafeln mit den Zahlen von eins bis 24 habe sie aber alle selbst ausgesägt und bemalt.
Ieva sei eine Macherin und unglaublich kreativ, lobt er. Deshalb dürfte Altenbruch auch noch Einiges von der vor zwölf Jahren nach Deutschland eingewanderten Litauerin zu erwarten haben.
Bei ihrer Großmutter Appolonia auf einem Bauernhof in dem 500-Seelen-Ort Drobuksciai in der Nähe von Klaipeda sei sie groß geworden, wo die Lebensmittel noch selbst angebaut und geerntet wurden. Das Wasser kam aus dem Brunnen. Dort habe sie gelernt, anzupacken und zu organisieren.
Im Übrigen seien die Litauer ohnehin ein sehr aktiver, kreativer und gastfreundlicher Menschenschlag, schwärmt ihr Ehemann, ein gebürtiger Altenbrucher, bekannt durch seine wunderbare Stimme und die Auftritte mit dem Olenbrooker Schlüsenchor. André Künkele ist Schiffsführer beim Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt und in seiner Freizeit als Chorleiter aktiv.
2010 lernte er Ieva kennen, als die Mutter von zwei Kindern auf der Suche nach einem besseren Leben gerade nach Deutschland gekommen war. „Sie hat an der Alten Liebe Eis verkauft und ich war damals Kapitän auf der Jan Cux. So haben wir uns kennengelernt“, erinnert sich der 45-jährige. Vor sechs Jahren hat das Paar geheiratet, vor vier Jahren ein Haus an der Straße Alte Marsch gekauft, wo sie nun mit ihren Kindern Hannes (5) und Lilia (11) leben. Ab und zu besuchen sie Edgar, Ievas 26-jährigen Sohn aus erster Ehe, der in Köln lebt.
„Cuxhaven ist ein toller Ort zum Leben“, sagt Ieva und beschreibt dabei vor allem die Sommerabende an der Elbe. Der Start in der neuen Heimat sei ihr allerdings nicht leicht gefallen. Die deutsche Sprache habe sie schnell gelernt. Zunächst hatte sie versucht, sich in Köln eine Existenz aufzubauen, mit einem Job am Flughafen, nachdem sie in Litauen ihr Glück als Autohändlerin versucht hatte. Inzwischen hat die Neu-Cuxhavenerin ihren Platz gefunden: „Ich bin jetzt viel mehr angekommen“, sagt Ieva, die seit vier Jahren als Altersbe gleiterin in einer Senioren- Wohngemeinschaft in Nordleda arbeitet. Eine Aufgabe, die ihr großen Spaß macht und mit der sie auch ihre weitere berufliche Perspektive verbindet. Eine Alten-WG möchte sie auch in Altenbruch gründen. Dazu sucht sie seit geraumer Zeit ein geeignetes Gebäude. Groß genug für acht bis zehn Leute müsse es sein und nach Möglichkeit in der Dorfmitte, weshalb sie schon an das ehemalige Pastorenhaus gedacht habe. „Etwas Geeignetes wird sich finden“, ist sich die unternehmungslustige Optimistin sicher.
Bis dahin möchte sie noch ein paar andere Ideen verwirklichen. Zum Beispiel ein Willkommenspaket für Neubürger in Altenbruch und für Neugeborene, ein Sommerfest im Bürgerpark in Form eines lockeren Picknicks, zu dem jeder etwas mitbringen kann. Dass sie für ihre Projekte die Unterstützung des Ortsrates sucht und bei der Kommunalwahl für die CDU kandidiert hat, dürfte sicher nicht schaden. Dass es nicht auf Anhieb mit einem Sitz im Ortsrat geklappt hat, entmutigt
sie nicht. „Ich bin eben noch nicht so bekannt im Ort“, sagt sie selbstbewusst. Das dürfte sich schnell ändern.
Erschienen am 04. Dezember 2022 in der Cuxhavener Nachrichten.
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